VOM WIENER MUSIKERVEREIN IN DIE WELT
Nur ein halbes Jahr nach ihrer Gründung veranstaltete die Johann Strauss-Gesellschaft Wien bereits ihr erstes Konzert. Und das wurde sogleich eine Großveranstaltung, die von Radio Wien in rund 200 Staaten Europas sowie in Übersee übertragen wurde. Aus Anlass der 70. Wiederkehr der Uraufführung des Donauwalzers wurde am Vorabend dieses Jahrestages, also am 14. Februar 1937, im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins ein Konzert ausschließlich mit Werken von Johann Strauss präsentiert. Es spielten die Wiener Symphoniker unter der musikalischen Leitung des ersten Präsidenten unserer Gesellschaft, Generalmusikdirektor Felix Weingartner. Als internationaler Stardirigent, zweimaliger Direktor der Wiener Oper (1908 – 1911 und 1935 – 1936) sowie Direktor der Wiener Volksoper (1919 – 1924) hatte er sich zu diesem Zeitpunkt bereits große Verdienste auch um die Pflege der Musik von Johann Strauss erworben; so war er es, der 1908 das nachgelassene Ballett des Walzerkönigs, „Aschenbrödel“, erstmals in Wien an der Hofoper präsentiert und 1910 ebenfalls erstmals den „Zigeunerbaron“ ins Repertoire dieses Hauses aufgenommen hatte.
Die Anzahl der Mitwirkenden bei diesem Einstandskonzert der Johann Strauss-Gesellschaft war übrigens gewaltig, denn es wurden auch zwei Chöre aufgeboten: der Wiener Staatsopernchor unter der Leitung von Ferdinand Großmann sowie der Wiener Männergesangverein unter der Leitung von Georg Gruber. Als Gesangssolisten konnten überdies Desi Halban-Kurz, Richard Sallaba und allen voran Hilde Konetzni gewonnen werden. Die aus Wien gebürtige Sopranistin war ein Liebling des Wiener Opernpublikums und feierte über Jahre im jugendlich-dramatischen Fach, vor allem aber als Marschallin im „Rosenkavalier“ von Richard Strauss Triumphe. Und schließlich war sogar ein Burgschauspieler für den festlichen Anlass engagiert worden, nämlich Paul von Pranger, der einen Prolog zum Besten gab.
Das Konzert wurde zu einem großen künstlerischen Erfolg, der nicht nur mit einem Schlag international auf die nunmehrige Existenz einer Wiener Strauss-Gesellschaft aufmerksam machte, sondern auch, wie es in einem kurz danach erschienenen Schreiben unserer Gesellschaft hieß, einen „weit über Österreichs Grenzen hinaus ergangenen machtvollen Werberuf für Wiener und österreichische Kultur“ darstellte. Und dieser „Ruf“ wurde Vorbild und Wegweiser für die weitere Entwicklung unserer Gesellschaft.
(Unser Titelfoto zeigt das Entree des Gebäudes der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, in dessen durch die Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker später weltberühmt gewordenem Goldenen Saal das hier beschriebene, allererste Konzert der Johann Strauss-Gesellschaft Wien stattfand.)