DIE STRAUSS-GESELLSCHAFT ERINNERTE ZUM GRÜNDUNGSJUBILÄUM AN EINEN IHRER BERÜHMTESTEN PRÄSIDENTEN
Erneut großer Erfolg mit einer Operettenrarität
Hatte die Johann Strauss-Gesellschaft Wien sowohl ihr 70jähriges als auch ihr 75jähriges Bestandsjubiläum jeweils mit der Produktion einer Johann Strauss-Operette gefeiert (vergleichen Sie dazu bitte die Beiträge in dieser Rubrik zu den Jahren 2006 und 2011), so beging sie ihren 80. Geburtstag mit szenischen Aufführungen eines Werkes, das von einem ihrer prominentesten Präsidenten geschaffen worden war, nämlich mit „Bruder Straubinger“ von Edmund Eysler. Dieser Meister der Silbernen Wiener Operettenzeit stand 1947 bis 1949 an der Spitze der JSG-Wien. Unter ihm kam es erstmals zu einer mehrtägigen Veranstaltung der Gesellschaft: Zur 50. Wiederkehr des Todestages von Johann Strauss trat die JSG-Wien 1949 mit einer sich über 12 Tage erstreckenden „Festwoche“ an die Öffentlichkeit, aus der dann in weiterer Folge die Wiener Festwochen hervorgingen (vergleichen Sie bitte dazu unsere Beiträge in dieser Rubrik zu den Jahren 1949 und 1950).
Der heute als absolute Rarität geltende „Bruder Straubinger“ war die erste abendfüllende Operette Eyslers. Das Werk wurde 1903 uraufgeführt und machte den bis dahin noch völlig unbekannten Komponisten über Nacht weit über die Grenzen der Donaumonarchie hinaus berühmt. Mit Unterstützung der Stadt Wien und unter dem Ehrenschutz von Univ.-Prof. Dr. Paul Wagner, dem Urenkel des Komponisten, feierte die Festproduktion der Wiener Strauss-Gesellschaft am 17. November 2016 im Großen Festsaal des Amtshauses Wien-Hietzing ihre umjubelte Premiere. Das Klassische Operettenensemble Wien spielte das Werk in folgender Besetzung:
Mochte die Premiere einen noch so großen Erfolg erzielt haben, die Krönung dieser Jubiläumsproduktion fand eine Woche später statt: Das Stadttheater Wiener Neustadt hatte sich nach den großen Erfolgen der Vorjahre erneut um eine Aufführung der JSG-Wien bemüht und präsentierte seinem Publikum „Bruder Straubinger“ gleich eine Woche nach der Wiener Premiere am 25. November 2016. Das Klassische Operettenensemble Wien spielte in Premierenbesetzung. Als Orchester fungierte einmal mehr das Kammerorchester der Gardemusik Wien unter ihrem Chefdirigenten, Oberst Mag. Bernhard Heher. Das Militärkommando Wien war diesmal nicht nur im Orchestergraben, sondern noch zusätzlich auf der Bühne vertreten, und zwar durch den Männerchor der Gardemusik Wien (siehe unser Titelfoto).
Am Schluss der Vorstellung wollte der Jubel des Publikums im ausverkauften Stadttheater kein Ende finden, sodass der Produktionsleiter, Präsident Peter Widholz, schließlich das gesamte Ensemble vor bereits geschlossenem Vorhang den Refrain des Hauptliedes der Operette, „Küssen ist keine Sünd‘“, noch einmal singen ließ und dabei das Publikum zum Mitsingen animierte.
Die große Begeisterung für ihre Jubiläumsproduktion nunmehr auch in Wiener Neustadt durfte von der Strauss-Gesellschaft als Bestätigung dafür gewertet werden, dass es ihr wieder einmal gelungen war, zwei ihrer wichtigsten Ziele erfolgreich in die Tat umzusetzen: die Neubelebung zu Unrecht vergessener Werke aus dem Bereich der klassischen Wiener Musik sowie deren Weitergabe an nachkommende Generationen (Letzteres hatte sie vor allem durch die Einbindung der Gardemusik Wien bewirkt, die ja fast ausschließlich aus Präsenzdienern besteht). Dass die JSG-Wien mit den Aufführungen noch zusätzlich einem ihrer ehemaligen Präsidenten eine rühmende Referenz erweisen hatte können, bereitete ihr zusätzlich eine ganz besondere Freude.