DIE STRAUSS-GESELLSCHAFT IN ATHEN – OKTOBER 1999
Das allererste Gastspiel einer Produktion der Johann Strauss-Gesellschaft Wien im Ausland
Drei Jahre und fünf Tage war das Klassische Operettenensemble Wien erst alt, als es erstmals ein Konzert im Ausland präsentierte. Noch niemals zuvor in ihrer damals bereits mehr als 60jährigen Geschichte war es der JSG-Wien gelungen, ein Gastspiel außerhalb Österreichs zustande zu bringen, obwohl diesbezügliche Pläne bereits 1937 existierten. Am 30. Oktober 1999 war es dann endlich so weit: Auf Einladung der „Vereinigung der Österreicher in Griechenland“ fand mit finanzieller Unterstützung des österreichischen Außenministeriums sowie der Ringturm-Kapitalanlagengesellschaft aus Anlass der 100. Wiederkehr des Todestages von Johann Strauss ein Konzert in Athen statt. Auf dem Programm standen ausschließlich Werke des Walzerkönigs. Den Ehrenschutz über diese Veranstaltung hatte der damalige österreichische Botschafter in Griechenland, Dr. Hans Sabaditsch, übernommen.
Drei Sopranistinnen wurden aufgeboten: Ingrid Katzengruber (jugendlich-dramatischer Sopran), Ulrike Vetter (Koloratursopran) und Susanne Fugger (Soubrette). Peter Widholz, der auch für die Programmgestaltung verantwortlich zeichnete, ergänzte das Sängerensemble als Tenor. Die musikalische Leitung lag in den Händen von Herbert Prikopa, einem Künstler, der nicht nur als Jahrzehnte langes Mitglied der Wiener Volksoper, sondern vor allem durch seine Mitwirkung in unzähligen Radio- und Fernsehproduktion als Sänger, Schauspieler und Dirigent über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt und beliebt war. Die Moderation wurde zweisprachig abgewickelt: Peter Widholz bot eine Einführung zu jedem Stück auf Deutsch, die dann sogleich – Nummer für Nummer – von Dr. Kessaris auf Griechisch übersetzt wurde.
Wenngleich der JSG-Wien bewusst war, dass bei einem Strauss-Konzert im Ausland in erster Linie bekannte und populäre Stücke des Walzerkönigs erwartet werden, fanden sich im Programm für Athen sehr wohl auch Raritäten, um auch beim ersten Auslandsgastspiel der Gesellschaft nicht eines ihrer vordringlichsten Ziele zu vernachlässigen, nämlich zu Unrecht vergessene Kompositionen neu zu beleben. Und so erklangen auch das Stiergefecht aus dem „Spitzentuch der Königin“ und die Traumerzählung aus „Fürstin Ninetta“.
Der Konzertsaal war zum Bersten voll. In Griechenland lebende Österreicher waren ebenso erschienen wie gebürtige Griechen, darunter zahlreiche Prominenz aus Wirtschaft und Politik. Man hatte, weil der Publikumsansturm kein Ende nehmen wollte, zunächst einmal Sessel dazu gestellt. Als aber dann der Saal schon hoffnungslos überfüllt war und noch immer Publikum hereindrängte, öffnete man schließlich die Saaltüren, sodass man auch von draußen stehend den Darbietungen lauschen konnte. Nach jedem Stück brandete stürmischer Applaus auf, bei den Raritäten genauso wie bei den bekannten Kompositionen. Und erst recht umjubelte das Publikum die Mitwirkenden am Ende des Konzerts. Die Begeisterung, die dieses hervorgerufen hatte, fand schließlich auch in den Presseberichten ihren Niederschlag:
„… ein traumhafter Abend mit Wiener Operette“ (Naftemboriki, 2. November 1999)
„…. so war dieser Abend in Psychiko voll von musikalischem Zauber und Kultur.“ (Eleftheros Typos, 3. November 1999)
„Obwohl seit dem Tod von Johann Strauss 100 Jahre vergangen sind, reißt seine Musik immer noch mit und berührt die Menschen.“ (Apogefmatini, 5. November 1999)
„Das erste Engagement der Strauss-Gesellschaft im Ausland kann ohne Zweifel als äußerst gelungen bezeichnet werden. Noch nie bisher hat eine Veranstaltung des Österreichervereins einen derart großen Zuspruch unter den Landsleuten und den Griechen gefunden.“ (Deutschsprachige Athener Zeitung, November 1999)
Die JSG-Wien konnte sich somit gewiss sein, dass sie sich auch bei ihrem ersten Gastspiel im Ausland Johann Strauss‘ würdig erwiesen und überdies ein hinsichtlich ihrer eigenen Geschichte historisches Konzert absolviert hatte, auf das es stolz sein durfte.