ERSTES INTERNATIONALES STRAUSSFESTIVAL IN RUMÄNIEN – AUGUST 2002
Vom 24. bis 30. August 2002 fand in Bukarest erstmals ein Johann Strauss-Festival auf rumänischem Boden statt. Veranstaltet wurde es von der Rumänischen Johann Strauss-Gesellschaft in Kooperation mit der Johann Strauss-Gesellschaft Wien. Welch großes Augenmerk bei diesem Festival auf Letztere gelegt wurde, zeigte sich bereits am Eröffnungstag: Am Nachmittag des 24. August verlieh der rumänische Staatspräsident, Ion Iliescu, in seinem Amtssitz, dem Palast der ehemaligen rumänischen Könige in Bukarest, im Rahmen eines Festaktes an den Präsidenten der JSG-Wien, Prof. Franz Mailer, für seine Jahrzehnte langen Forschungen bezüglich Johann Strauss sowie seine journalistischen Tätigkeiten im Dienste der rumänischen Kultur den „Nationalrumänischen Verdienstorden für den Offiziersgrad“. Eine große Anzahl von Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft war der Einladung des Staatspräsidenten zu dieser Feierlichkeit gefolgt, um dem Geehrten zu seiner Auszeichnung zu gratulieren und gemeinsam mit ihm in royalem Ambiente zu feiern, darunter auch der Neffe des letzten rumänischen Königs, Prinz Paul, mit seiner Gattin, Prinzessin Lia.
Am Abend dieses Tages fand dann das Eröffnungskonzert des Festivals im prunkvollen Rahmen des Athenäums, des bedeutendsten Konzerthauses Rumäniens (siehe unser Titelfoto), statt. Die Veranstaltung stand unter größten Sicherheitsmaßnahmen, da Staatspräsident Ion Iliesecu, der die Patronanz über das Festival übernommen hatte, persönlich anwesend war; die Revolution, die die kommunistische Diktatur in Rumänien beseitigt hatte, hatte erst vor etwas mehr als einem Jahrzehnt stattgefunden, die innenpolitische Lage war offensichtlich noch nicht wirklich konsolidiert. Von der Königsloge aus verfolgte Ion Iliescu die Darbietungen, flankiert von Franz Mailer, der den Ehrenschutz über die Festwoche übernommen hatte, und Hedwig Aigner-Strauss. Die Urenkelin von Josef Strauss und Familienoberhaupt der Strauss-Nachfahren war erst wenige Wochen zuvor zum Ehrenmitglied der JSG-Wien ernannt worden. Beim Festival in Bukarest fungierte sie nun als Mitglied des Organisationskomitees.
Das Konzert wurde bestritten von dem aus exzellenten rumänischen Musikern bestehenden, großen Festivalorchester unter der Leitung des Wiener Dirigenten Kurt Schmid. Als Gesangssolisten traten die rumänische Mezzosopranistin Laura Cabiria und der Wiener Tenor Peter Widholz in Erscheinung. Mit Letzterem manifestierte sich auch die künstlerische Mitwirkung der Wiener Strauss-Gesellschaft an dem Festival. Gemäß deren steten Bemühens um die Neubelebung bzw. Verbreitung zu Unrecht vergessener Werke des Walzerkönigs sang Peter Widholz nicht nur Ausschnitte aus „Eine Nacht in Venedig“ und „Die Fledermaus“, sondern hatte sich als erstes seiner Gesangsstücke die Traumerzählung des Cassim aus dem 3. Akt der Johann Strauss-Operette „Fürstin Ninetta“ gewählt. Der große Erfolg auch dieser Darbietung bestätigte einmal mehr die Richtigkeit der Ziele der JSG-Wien und verfehlte auch nicht die Bestrebungen nach einer möglichst großen Verbreitung der Strauss-Musik, denn das Konzert wurde nicht nur vom rumänischen Rundfunk und Fernsehen landesweit live übertragen, sondern sogar via Satellit weltweit.
Insgesamt bot das Festival vier Orchester- und drei Kammerkonzerte – es wurden dabei auch Werke anderer Komponisten von Beethoven und Schubert über Filmmusik bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen gespielt – , einen Ballettabend, ein internationales Symposium, bei dem auch Prof. Franz Mailer in Erscheinung trat, eine Ausstellung und ein umfangreiches gesellschaftliches Rahmenprogramm, darunter Besichtigungsfahrten in andere Landesteile Rumäniens. Den Abschluss bildete ein Ball, für dessen Eröffnung man die renommierte Wiener Tanzschule Elmayer verpflichtet hatte.
Initiatorin und Hauptorganisatorin dieser Großveranstaltung war Josefina Rodica, die Präsidentin der Rumänischen Johann Strauss-Gesellschaft. Sie war eine glühende Verehrerin der Musik des Wiener Meisters sowie der österreichischen Kultur im Allgemeinen. Authentizität war für sie sehr wichtig, demgemäß strebte sie von Anbeginn ihrer Planungen die Kooperation mit der Wiener Strauss-Gesellschaft an. Der große Erfolg ihres Festivals – noch Monate später berichtete das rumänische Fernsehen in regelmäßigen Abständen davon – bedingte eine Fortsetzung dieser Veranstaltungsserie in den darauffolgenden Jahren.