Geburtsstunde des Klassischen Operettenensembles Wien
Die Vorgeschichte
1992 war Prof. Franz Mailer Präsident der Johann Strauss-Gesellschaft Wien geworden. Er setzte sofort alles daran, endlich die wissenschaftliche Gesamtausgabe aller erhaltenen Kompositionen von Johann Strauss Wirklichkeit werden zu lassen. 1995 wurden die Arbeiten zur „Neuen Johann Strauss-Gesamtausgabe“ aufgenommen. Zur finanziellen Unterstützung dieses gewaltigen Projekts initiierte ein Mitglied der Gesellschaft, Peter Widholz, ein junger Tenor, der 1995 an der Wiener Kammeroper erfolgreich debütiert hatte, ein Jahr später ein Benefizkonzert. Er organisierte und gestaltete dieses mit Kolleginnen und Kollegen, vornehmlich Nachwuchskünstlern, die zum Teil an der Wiener Kammeroper, der Wiener Volksoper und dem Wiener Burgtheater engagiert waren.
Das Konzert
Am 25. Oktober 1996 – es war der 171. Geburtstag von Johann Strauss – fand in stilvollem Rahmen, im Festsaal des aus der Gründerzeit stammenden Amtshauses Wien-Landstraße, also in jenem Bezirk, wo so viele Werke von Lanner und der Familie Strauss uraufgeführt worden waren, dieses Benefizkonzert statt. Auf dem Programm standen Ausschnitte aus Operetten von Jacques Offenbach, dem Gründer dieser Musiktheatergattung, Johann Strauss, ihrem bedeutendsten Vertreter (ihm galt der Schwerpunkt des Programms) und Franz Lehár, dem bedeutendsten Nachfolger von Johann Strauss auf dem Gebiet der Operette.
Die Folgen
Der große künstlerische wie finanzielle Erfolg des Konzerts veranlasste Präsident Franz Mailer, Peter Widholz zu ersuchen, weitere Veranstaltungen im Dienste der Johann Strauss-Gesellschaft Wien auf die Beine zu stellen; sie sollten der Gesellschaft fortan nicht nur finanzielle Unterstützung bringen, sondern ihr auch einen größeren öffentlichen Bekanntheitsgrad verschaffen. Peter Widholz erklärte sich bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. Somit gibt es seit 1996 bis zum heutigen Tag ohne Unterbrechung wieder künstlerische Veranstaltungen der Gesellschaft.
Die Bedeutung
Mit dem Konzert am 25. Oktober 1996 war die Strauss-Gesellschaft nach 27 Jahren, also nach mehr als einem Vierteljahrhundert, wieder mit einer künstlerischen Veranstaltung an die Öffentlichkeit getreten. Dieser Tag markierte nicht nur einen Neubeginn, mit künstlerischer Produktionen den Zielen und Aufgaben der Gesellschaft gerecht zu werden, sondern auch, wie sich in weiterer Folge zeigte, den Anfang einer stetigen Zusammenarbeit von Sängerinnen und Sängern im Dienste der Musik von Johann Strauss und seinem musikalischen Umfeld, weil ein Gutteil der durch das Konzert erstmals zusammengekommenen Künstlerschar sich nunmehr zu einem gut aufeinander abgestimmten Ensemble entwickelte, das sehr bald schon nicht nur bei Veranstaltungen der Gesellschaft in Erscheinung trat, sondern auch von Agenturen für deren Produktionen engagiert wurde. Dank der Qualität der Sängerinnen und Sänger und ihrer gezielten Schulung in der authentischen Interpretation der Wiener Operette konnten bald auch prominente Künstlerinnen und Künstler zur Mitwirkung gewonnen werden. Es dauerte nicht lange und die Gesellschaft erhielt für Veranstaltungen mit ihrem Ensemble vom Bund sowie vom Land Wien immer wieder öffentliche Förderungen, sodass größere Projekte bis hin zu Aufführungen ganzer Operetten bewerkstelligt werden konnten. Bald folgten auch Einladungen zu Auslandsgastspielen. CD- und Fernsehaufnahmen mit dem Ensemble unterstrichen überdies seinen Stellenwert.
In den ersten Jahren seines Bestehens wurde das Ensemble noch „Ensemble der Johann Strauss-Gesellschaft Wien“ genannt, bis es sich dann ab 2003 als „Klassisches Operettenensemble Wien“ bezeichnete, da es ja, wie sich rasch gezeigt hatte, für den gesamten Bereich der klassischen Wiener Operette zum Einsatz kam. Der 25. Oktober 1996 war somit rückblickend die Geburtsstunde dieses international erfolgreichen und renommierten Ensembles.