GEDENKEN AN FRANZ LEHÁR AUF MUSIKHISTORISCHEM BODEN
Konzert zum 140. Geburtstag des bedeutendsten Meisters der Silbernen Wiener Operettenzeit in dessen einstigem Domizil
Seit ihrer Gründung im Jahre 1936 bemühte sich die Johann Strauss-Gesellschaft Wien nicht bloß um die Pflege des Schaffens ihres Namensgebers, sondern sehr wohl auch um die seines musikalischen Umfelds, d. h. um das Schaffen auch anderer anspruchsvoller Komponisten der Wiener Tanz- und Operettenmusik. Damit waren von Anfang an auch Aufführungen von Werken des bedeutendsten Nachfahren von Johann Strauss auf dem Gebiet der Wiener Operette, nämlich von Franz Lehár, vorprogrammiert. 1950 erklang erstmals Lehár-Musik bei einer Veranstaltung der Wiener Strauss-Gesellschaft, und zwar im Rahmen der von ihr durchgeführten „Festwoche der Wiener Musik“. Beim Gründungskonzert der Klassischen Operettenensembles Wien im Jahre 1996 fand Lehár neben Johann Strauss und Jacques Offenbach als dritter Komponist Aufnahme ins Programm. Ein Konzert ausschließlich mit Lehár-Musik fand erstmals 2002 statt, eine Aufführung einer ganzen Lehár-Operette erstmals 2006.
Aus Anlass seines 140. Geburtstages veranstaltete die JSG-Wien ein Konzert im Wiener Lehár-Schlössel, das am Fuße des Kahlenbergs in Wien-Nussdorf liegt (unser Titelfoto zeigt die Front in der Hackhofergasse). 1931 hatte Lehár das Gebäude mit seinem dazugehörigen Park erstanden. Er war aber nicht der erste prominente Eigentümer des massiven Vierkanters, dessen Grundmauern aus dem Spätmittelalter stammen: Emanuel Schikaneder, der Librettist von Mozarts „Zauberflöte“, hatte es dank der aus diesem Werk reichlich fließenden Einnahmen erworben. Deshalb beherbergt der Museumssaal des Schlössels nicht nur Ausstellungsstücke, die an Franz Lehár, sondern auch solche, die an Emanuel Schikaneder und Wolfgang Amadeus Mozart erinnern.
In diesem Ehrfurcht gebietenden Ambiente gedachten nun am 1. Mai 2010 Mitglieder der Klassischen Operettenensembles Wien mit einem Konzert der 140. Wiederkehr des Geburtstages von Franz Lehár (er hatte am 30. April 1870 in Komorn das Licht der Welt erblickt). Begleitet wurden sie von Prof. Leopold Großmann, einem absoluten Experten für die authentische Interpretation der Wiener Operette, und zwar an Lehárs historischem Flügel, der erst im Jahr zuvor renoviert und mit einem ebenfalls von der Strauss-Gesellschaft veranstalteten Konzert neu eingeweiht worden war. Auf dem Programm standen ausschließlich Ausschnitte aus Operetten von Franz Lehár, die von Cornelia Hübsch (Sopran), Gisela Theisen (Mezzosopran) und Peter Widholz (Tenor) interpretiert wurden.
Das Interesse an dem Konzert war bereits im Vorfeld enorm: Drei Wochen zuvor war es ausverkauft. An Ende des Konzerts wollte der Beifall kein Ende nehmen und erzwang schließlich eine Zugabe: Die Mitwirkenden bedankten sich mit dem Weibermarsch aus der „lustigen Witwe“ für den Ihnen zuteil gewordenen Jubel. Die Begeisterung und die Wertschätzung für die künstlerischen Leistungen fanden schließlich auch auf Seiten der Kritik ihren Niederschlag. So stand in der Juliausgabe des „Neuen Merkers“ zu lesen:
Nach dem Konzert begaben sich die Künstler gemeinsam mit der damaligen, langjährigen Eigentümerin des Lehár-Schlössels, Hermine Kreuzer, für ein Erinnerungsfoto in den Park des Schlössels (v.l.n.r.): C. Hübsch, L. Großmann, H. Kreuzer, P. Widholz und G. Theisen.
Bisherige Produktionen der Johann Strauss-Gesellschaft Wien, die ausschließlich Musik Franz Lehárs gewidmet waren:
2002:
„100 Jahre Lehár-Operetten“ – Konzert aus Anlass der 100. Wiederkehr der Uraufführung der ersten Lehár-Operette
2006:
Szenische Produktion der Operette „Die lustige Witwe“
2009:
Konzert im Wiener Lehár-Schlössel zur Einweihung des neu restaurierten Flügels des Komponisten
2010:
„Hommage an Franz Lehár zum 140. Geburtstag“ – Festkonzert im Wiener Lehár-Schlössel
2011:
„Geburtstagskonzert für Franz Lehár“ am Tag von Lehárs Geburtstag im Wiener Lehár-Schlössel in Hinblick auf zwei Jubiläen: 100. Wiederkehr der Uraufführung seiner Operette „ „Eva“ und 80 Jahre Lehár-Schlössel
2024:
Konzertante Aufführung der Operette „Schön ist die Welt“