GEDENKKONZERT FÜR JOHANN STRAUSS AM 100. TODESTAG – JUNI 1999
Die Rückkehr von JSG-Wien-Konzerten ins Wiener Rathaus
Da der 100. Todestag von Johann Strauss, der 3. Juni 1999, auf einen Feiertag fiel, nämlich auf Fronleichnam, war es viel mehr Menschen möglich, an all den über den ganzen Tag verteilten Gedenkveranstaltungen teilzunehmen. Zwischen den obligaten Kranzniederlegungen für den Walzerkönig am Morgen am Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof sowie am Nachmittag vor dem Denkmal im Wiener Stadtpark gab es um die Mittagszeit ein Festkonzert im Wiener Rathaus. Es spielte das Strauss Festival Orchester Wien unter der Leitung von Peter Guth, einem langjährigen Mitglied der JSG-Wien. Als Gesangssolisten wirkten Ildiko Raimondi, Sopranistin der Wiener Staatsoper, Peter Widholz – mit diesem Tenor war die Strauss-Gesellschaft somit auch sängerisch vertreten – und Peter Edelmann, österreichischer Bariton von der Deutschen Oper Berlin, mit.
Die Matinee stand ganz im Zeichen jenes Großprojekts, das Prof. Franz Mailer, der damalige Präsident der JSG-Wien, sofort, als er diese Funktion 1992 übernommen hatte, in Angriff genommen hatte, nämlich im Zeichen der wissenschaftlichen Gesamtausgabe aller erhaltenen Kompositionen von Johann Strauss (in Partitur und Orchesterstimmen). Dieses gewaltige Vorhaben bedurfte gewaltiger finanzieller Mittel. Diese konnten zum guten Teil durch private Sponsoren aufgebracht werden, die mehrheitlich von Dr. Eva Walderdorff gewonnen werden konnten. Und sie war es auch, die nun nicht nur zu Ehren des Walzerkönigs, sondern auch zum Dank für diese unverzichtbare Unterstützung in der Volkshalle des Wiener Rathauses dieses Konzert organisiert hatte.
Im Namen des Bürgermeisters von Wien, Dr. Michael Häupl, der zu der Veranstaltung geladen hatte, begrüßte Kulturstadtrat Dr. Peter Marboe zu Beginn des Konzerts die Festgäste. Danach stellte Prof. Franz Mailer das Projekt „Neue Johann Strauss-Gesamtausgabe“ dem Publikum vor. Nach zwei weiteren Reden begann dann das Konzert, das einen umfassenden Querschnitt durch das Schaffen des Walzerkönigs bot, wobei Noten dieser ersten und bis zum heutigen Tag weltweit einzigen Johann Strauss-Gesamtausgabe verwendet wurden. Am Ende des Programms standen der Donauwalzer und eine Terzettfassung von „Brüderlein und Schwesterlein“ aus der „Fledermaus“, um nach stürmischem Jubel mit dem Trinklied aus dem zweiten Akt derselben Operette das Gedenkkonzert endgültig zu beenden.
Unter den zahlreich erschienenen Besucherinnen und Besuchern befand sich viel Prominenz aus Kunst, Kultur, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Von der Wiener Staatsoper waren Ks. Renate Holm, Ks. Walter Berry, Ks. Otto Edelmann und Ks. Heinz Holecek gekommen, von der Wiener Volksoper GMD Franz Bauer-Theussl und Ks. Peter Minich. Die bildenden Kunst war ebenfalls höchst prominent durch Univ.-Prof. Arik Brauer vertreten. Als Repräsentant des Wiener Burgtheaters fungierte Kammerschauspieler Prof. Rudolf Buczolich. Neben zahlreichen Chefs jener Unternehmen, die die Gesamtausgabe gesponsert hatten, verfolgte auch Dr. Rudolf Streicher, Vorstandsvorsitzender der ÖIAG und vormals Bundesminister für Wirtschaft und Verkehr, die Konzertdarbietungen. Und Nachfahren der Familie Strauss waren mit Familienoberhaupt Hedwig Aigner-Strauss an ihrer Spitze erschienen. Gemeinsam mit den ausführenden Künstlern feierte man dann unmittelbar nach dem Konzert dessen Erfolg bei einem reichhaltigen Buffet in Räumlichkeiten des ersten Stocks des Wiener Rathauses.
Nach den beiden von der Wiener Strauss-Gesellschaft höchst erfolgreich veranstalteten Festwochen in den Jahren 1949 und 1950 hatte die Stadt Wien für das darauffolgenden Jahr diese Idee übernommen und nach eigenen Vorstellungen umgestaltet. So gibt es seit 1951 Wiener Festwochen. Diese zeigten gleich im ersten Jahr ihres Bestehens ihre Verbundenheit gegenüber ihrer Wegbereiterin, der JSG-Wien, indem sie ihr ein Konzert im Arkadenhof des Wiener Rathauses ermöglichten: Es spielten damals die Wiener Symphoniker unter der Leitung Franz Salmhofers, des Ehrenpräsidenten der Gesellschaft, es sangen Wilma Lipp und der Wiener Männergesangverein. Da jenes Konzert ebenfalls am Todestag von Johann Strauss stattgefunden hatte, waren es somit auf den Tag genau 48 Jahre, die es gedauert hatte, bis die JSG-Wien wieder mit einer ihrer Veranstaltungen in das Wiener Rathaus zurückkehren konnte, diesmal allerdings mit wesentlich mehr Prominenz im Publikum und unter großem Medieninteresse: Verschiedene Fernsehsender und Zeitungen berichteten ausführlich über diese Veranstaltung des 3. Juni 1999. Damit hatte die Wiener Strauss-Gesellschaft nur wenige Tage nach ihrem „Internationalen Johann Strauss-Gesangswettbewerb“ erneut ihren Stellenwert unter Beweis gestellt, mit dieser Veranstaltung sogar in doppelter Hinsicht: künstlerisch wie wissenschaftlich. Nach siebenjähriger Präsidentschaft Franz Mailers genoss die Gesellschaft nun wieder jenen internationalen Ruf, den sie sich gleich nach ihrer Gründung (1936) erworben hatte und die ersten Jahrzehnte nach ihrer Neugründung (1946) bewahren hatte können.