„HOMMAGE À OSCAR STRAUS“ MIT MARCEL PRAWY – MÄRZ 2000
Auftakt zu Produktionen zur Pflege des Schaffens
von Oscar Straus
Oscar Straus (1870 – 1954) war neben Franz Lehár, Leo Fall, Edmund Eysler und Emmerich Kálmán einer der fünf großen, bedeutenden und international erfolgreichen Komponisten der Silbernen Wiener Operettenzeit, die sich in etwa über das erste Drittel des 20. Jahrhunderts erstreckte. Von diesen fünf war er der einzige, der als junger Mann Johann Strauss einige seiner Werke vorspielen hatte dürfen und von diesem den Rat erhalten hatte: „ Geben S’ Ihnen net ab mit schweren Symphonien, schreiben S‘ lieber Walzer, dazu haben S‘ wirklich Talent.“ Nach der Neugründung der Johann Strauss-Gesellschaft Wien (1946) war Oscar Straus eine Zeitlang Mitglied von dessen Ehrenpräsidium bzw. Ehrenkuratorium. Da die JSG-Wien sich seit Anbeginn ihrer Existenz (1936) nicht nur das Schaffen des Walzerkönigs, sondern auch dessen musikalisches Umfeld ein Anliegen sein lässt, begann sie aufgrund der beiden oben angeführten Gründe im Jahr 2000 sich verstärkt dem Schaffen von Oscar Straus zu widmen. Unmittelbaren Anlass gab der runde Geburtstag des Komponisten, der sich am 6. März dieses Jahres zum 130. Mal jährte.
Am 25. März 2000 fand im prunkvollen Rahmen des Festsaals des aus der Gründerzeit stammenden Amtshauses Wien-Landstraße ein Konzert unter dem Titel „Hommage à Oscar Straus“ statt. Den Ehrenschutz hatte Inge Prebil-Straus, die Enkelin des Komponisten übernommen. Es sangen Mitglieder des Klassischen Operettenensembles Wien: Susanne Fugger (Sopran), Teresa Gardner (Sopran), Martina Claussen (Mezzosopran) und Peter Widholz (Tenor) Letzterer zeichnete auch für die Gestaltung des Programms verantwortlich, durch das er auch führte. Die musikalische Leitung lag in den Händen Herbert Prikopas, der am Flügel die Gesangsdarbietungen begleitete. Peter Widholz bot einen Überblick über die wichtigsten Stationen des Leben von Oscar Straus, die dann jeweils musikalisch illustriert wurden. So erklangen Kabarettlieder aus Straus‘ frühen Berliner Jahren ebenso wie Ausschnitte aus seinem Welterfolg, der Operette „Ein Walzertraum“. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf Bühnenwerken, die seinerzeit internationale Erfolge feierten und heute kaum noch gespielt werden wie „Rund um die Liebe“, „Der tapfere Soldat“ oder „Der letzte Walzer“.
Gegen Ende des Programms durfte das zahlreich erschienene Publikum einen besonderen Höhepunkt erleben: Prof. Dr. Marcel Prawy, der das Konzert bis dahin vom Saal aus verfolgt hatte, trat nun auf und erzählte einiges aus seinen Erinnerungen an Oscar Straus, mit dem er nach der Flucht vor der Naziherrschaft während der Zeit der Emigration in den USA Freundschaft geschlossen hatte. Prawy tat dies in derselben launigen und begeisternden Weise, mit der er seit vielen Jahren im Fernsehen seine Operneinführungen gestaltete und dadurch große Beliebtheit, ja Popularität weit über die den Bereich der Opernliebhaber hinaus erlangt hatte. Er war außerdem Dramaturg an der Wiener Volksoper, Chefdramaturg an der Wiener Staatsoper und Universitätsprofessor an der Wiener Musikuniversität gewesen.
Marcel Prawy eröffnete seinen Beitrag zu dem Konzert mit folgenden Worten: „Ich habe diesen heutigen Abend sehr genossen. Er hat meine Jugend wieder zu mir gebracht. Ich war sehr befreundet mit Oscar Straus. Ich danke Herrn Widholz, er hat ein bezauberndes Programm gemacht. Die Sänger waren reizend. Ich möchte ganz besonders auf Herbert Prikopa hinweisen: Ich glaube, die Musiker unter Ihnen werden wissen, wie unglaublich schwer es ist zu spielen ,Komm, Held meiner Träume‘. [Damit meinte Marcel Prawy das Lied aus dem ersten Akt der Operette „Der tapfere Soldat“, bei dem Herbert Prikopa Susanne Fugger begleitet hatte.] Ja? Je eine Nuance in jedem Takt! Es war eine Meisterleistung! Ich habe es wirklich genossen, Herbert, wirklich! Die alte Tradition von Paulik, wo du das noch gelernt hast, ist noch in dir!“ [Marcel Prawy meinte damit den langjährigen Dirigenten der Wiener Volksoper, Anton Paulik, der die Uraufführung vieler Operetten der Silbernen Wiener Operettenzeit dirigiert hatte und als jungen Kapellmeister noch mit Musikern zusammengearbeitet hatte, die unter Johann Strauss gespielt hatten.]
Da Herbert Prikopa viele Jahre Konzerte mit dem Klassischen Operettenensemble Wien gab, hatte Marcel Prawy somit der Strauss-Gesellschaft attestiert, dass sie im Besitz der authentischen Interpretation der Klassischen Wiener Operette ist, eines einzigartigen Schatzes, den die Gesellschaft bis zum heutigen Tag mit ihrem Klassischen Operettenensemble Wien hütet, pflegt und weitergibt. Im Jahr 2000 hatte sie damit begonnen, dies speziell auch im Dienste von Oscar Straus zu tun. Viele weitere ausschließlich diesem Komponisten gewidmete Produktionen sollten noch folgen. Hier eine Auflistung aller, die seitdem von der JSG-Wien herausgebracht worden sind:
2000:
„Hommage à Oscar Straus“ – Festkonzert aus Anlass des 130. Geburtstages
2002:
Produktion der Operette „Rund um die Liebe“
2003:
Fernsehaufzeichnung und CD-Produktion von „Rund um die Liebe“
2004:
Produktion der Operette „Nachtfalter“ aus Anlass des 50. Todestages
2008:
Produktion der Operette „Der tapfere Soldat“
2010:
„Hommage an Oscar Straus“ – Festkonzert aus Anlass des 140. Geburtstages
Festaufführung von „Rund um die Liebe“ (in der Produktion von 2002) zum 140. Geburtstag im Stadttheater Wiener Neustadt
2013:
Produktion der Operette „Der letzte Walzer“
2014:
„Hommage an Oscar Straus“ – Gedenkkonzert aus Anlass des 60. Todestages
2019:
Produktion der Operette „Eine Ballnacht“
2021:
Produktion der Operette „Dorfmusikanten“
Bei der Hommage am 25. März 2000 schloss Marcel Prawy sein Statement zu Oscar Straus mit den Worten: „Er war ein großer Komponist von ganz persönlicher Note.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.