JUBEL UM NEUBELEBUNG VON „FÜRSTIN NINETTA“
Auch die 10. Produktion des Johann Strauss-Operettenzyklus erzielte einen großen Erfolg.
Nur ein halbes Jahr nach der denkwürdigen Festaufführung der Operette „Eine Nacht in Venedig“ in der Wiener Hofburg (siehe unseren Beitrag in dieser Rubrik zum Jahre 2008) gelang der Johann Strauss-Gesellschaft Wien gleich mit der nächsten Produktion im Rahmen ihres Johann Strauss-Operettenzyklus ein weiterer großer Erfolg. Unter dem Ehrenschutz des Familienoberhaupts der Strauss-Nachfahren, Hedwig Aigner-Strauss, und mit Unterstützung des Kulturamtes der Stadt Wien fand am 4. Juni 2009 die Premiere einer szenischen Produktion der 1893 in Wien uraufgeführten Operette „Fürstin Ninetta“ statt.
Allgemein wurde die Aufführung, die in dem aus der Uraufführungszeit stammenden Festsaal des Amtshauses Wien-Rudolfsheim auf die Bühne gebracht wurde, als bisheriger Höhepunkt unter den szenischen Produktionen in diesem Zyklus erachtet. Peter Widholz hatte das schon seinerzeit als äußerst schwach bewertete Originaltextbuch zu einer Kriminalkomödie umgestaltet, ohne dabei jedoch in das ursprüngliche Handlungsgerüst einzugreifen. Besonders wichtig war ihm dabei, die Gesangstexte weitestgehend unangetastet zu lassen, um ein Nachvollziehen der kompositorischen Leistungen des Walzerkönigs beim musikalischen Ausdeuten und Vertiefen der Textvorlagen nicht zu beeinträchtigen. Das Klassische Operettenensemble Wien brachte diese Neufassung in folgender Besetzung auf die Bühne:
Die Leistungen aller Mitwirkenden an dieser Produktion wurden von Publikum und Kritik in gleicher Weise belobigt:
„Das Ensemble rund um die beiden Leiter Peter Widholz und Margit Fussi bezauberte mit Rüschenkleidern und wohlklingenden Stimmen.“ (NÖN, Woche 28/2009)
„Teresa Gardner, eine charmante, kultivierte Sängerin, musste ihre Verkleidung zum Mann und die Rückverwandlung zur betörenden Femme fatale Ninetta glaubhaft machen. Das ist eine fast unlösbare Herausforderung, aber sie wurde hübsch singend gelöst. Eigentlich sollte dieses Stück diesmal Gisela Theisen heißen, denn die spielgewandte Altistin ,humorisierte‘ … recht wirbelig durch den Abend. …Adelheid lag in den guten Händen von Cornelia Hübsch. Ihr Ferdinand, Clemens Kerschbaumer, … könnte sich zu einem respektabel singenden Liebhaber der Operettenbühne mausern.“ (Anton Wendler in der Juliausgabe 2009 des „Neuen Merker“)
„Teresa Gardner … fühlte sich in der Titelrolle sichtlich wohl, konnte sie doch damit neben ihren gesanglichen Qualitäten ihren Charme und ihre erotische Ausstrahlung rollengerecht zur Geltung bringen. Peter Widholz kostete wiederum als Cassim voll und ganz seine gesamte stimmliche und darstellerische Bandbreite aus, die diese Rolle auch erfordert … Das Premierenpublikum … nahm die Neufassung sowie die gesanglichen und schauspielerischen Leistungen der Darsteller tief beeindruckt mit lang anhaltendem Applaus auf. Dieselbe Bewunderung wurde Margit Fussi, der musikalischen Leiterin des Abends, zuteil, die mit teilweise voluminösen Klängen vom Klavier aus die Sänger begleitete und musikalisch sicher durch den Abend führte, sowie den abermals aufwendigen und reiche Abwechslung bietenden Kostümen Ingrid Nowotnys. Niemals zuvor hatte sie den Darstellern so viele verpasst wie diesmal.“ (Magdalena Bürger, Wiener Bonbons 2/2009)
So wie schon etliche andere Operettenproduktionen der JSG-Wien zuvor ging nun auch „Fürstin Ninetta“ nach der Premiere auf Bundesländertournee. Überall durfte sich das Ensemble desselben Erfolgs erfreuen. Den krönenden Abschluss bildete schließlich im Mai 2010 eine Vorstellung in Bad Ischl. Hier hatte Johann Strauss im Sommer 1892 einen Gutteil der Partitur verfasst, die er in Wien begonnen und nach seinem Ischler Aufenthalt hier auch wieder abgeschlossen hatte. Damit hatte die Strauss-Gesellschaft jenes anspruchsvolle Werk, das von Kaiser Franz Joseph – er hatte der Uraufführung beigewohnt – lobend als Oper bezeichnet worden war, nach Wien an einem weiteren seiner Entstehungsorte zur Aufführung gebracht.