JUBILÄUMSGALA MIT IMPERIALEM GLANZ UND MILITÄRISCHEN EHREN
Die Festaufführung der „Nacht in Venedig“ geriet zu einem Höhepunkt des Johann Strauss-Operettenzyklus
2001 hatte die Johann Strauss-Gesellschaft Wien damit begonnen alle Originaloperetten von Johann Strauss auf die Bühne zu bringen, je nach Subventionshöhe in größerer oder kleinerer Besetzung, in szenischer oder konzertanter Form. Für 2008 hatte man sich „Eine Nacht in Venedig“ vorbehalten, da sich die Uraufführung dieses Werkes des Walzerkönigs in jenem Jahr zum 125. Mal jährte. So fand am 9. Dezember 2008 eine konzertante Aufführung der Operette im Großen Saal der Wiener Hofburg mit Unterstützung des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur und in Kooperation mit der Garde sowie dem Militärkommando Wien statt . Eine Ehrengarde zum Empfang der Gäste auf der Feststiege signalisierte gleich zu Beginn, dass es sich um eine ganz besondere Veranstaltung handelte.
Vor allem aber in Hinblick auf die Anzahl der Mitwirkenden, der Prominenz des Aufführungsortes und der Beteiligung von internationalen Stars geriet die Aufführung zum bisherigen Höhepunkt des Johann Strauss-Operettenzyklus der JSG-Wien. Es spielte das Große Symphonieorchester der Gardemusik Wien unter der Leitung von Heeresmusikchef und Gardekapellmeister Oberst Mag. Bernhard Heher. Es wirkte ein aus über 70 Sängerinnen und Sängern bestehender Chor des BORG Wien 1, Hegelgasse 12 in der Einstudierung von Prof. Mag. Dr. Peter Hrncirik mit. Für die weibliche Hauptrolle der Annina konnte Ks. Sona Ghazarian gewonnen werden, die von der Wiener Staatsoper aus ihre Weltkarriere gestartet hatte. Die übrigen Partien wurden von Mitgliedern des Klassischen Operettenensembles Wien bestritten: Peter Widholz als Caramello, Martin Maier als Herzog, Teresa Gardner als Ciboletta, Harald Wurmsdobler als Pappacoda und Gisela Theisen als Barbara bzw. Agricola. Peter Hrncirik hatte noch zusätzlich die Rolle des Delacqua übernommen. Als Erzählerin der Handlung konnte ein weiterer internationaler Star gewonnen werden, nämlich Kammerschauspielerin Marianne Nentwich vom Theater in der Josefstadt, die vor allem durch ihre Mitwirkung in renommierten Fernsehserien weltweiten Bekanntheitsgrad erlangt hatte. Und eine weitere international erfolgreiche Künstlerin saß mit Hannelore Laister auf der Bühne: Die Wiener Zithervirtuosin übernahm den von Johann Strauss für den 3. Akt vorgeschriebenen Zitherpart.
Das Interesse für die Veranstaltung war bereits im Vorfeld gewaltig: Zwei Wochen vor der Aufführung waren die rund 1.300 Karten vergriffen. Zahlreich war auch die Prominenz, die zu dieser Gala erschien: Generalmusikdirektor Prof. Franz Bauer-Theussl von der Wiener Volksoper, zwei ehemalige Bundesminister für Landesverteidigung, Dr. Werner Fasslabend und Herbert Scheibner, der italienische Botschafter, Dr. Massimo Spinetti, der Militärkommandant von Wien, Brigadier Dr. Karl Schmidseder, Gardekommandant Oberstlt. Stefan Kirchebner und Hedwig Aigner-Strauss, das Familienoberhaupt der Strauss-Nachfahren, um nur die Wichtigsten zu nennen. Die Veranstaltung gestaltete sich letztlich zu einem unbeschreiblichen Erfolg, was nicht zuletzt der nicht enden wollende Jubel am Schluss der Vorstellung bewies. Er erzwang eine Zugabe, und so erklang nochmals das Finale des 2. Aktes.
Dem Abend wohnte aber noch eine ganz andere Besonderheit inne: Er hatte eine Aufführung mit Nachhaltigkeit geboten, und das gleich in mehrerer Hinsicht:
- Die besondere Atmosphäre wirkte bei Mitwirkenden und Publikum noch Tage später nach. In einer Rezension hieß es:
„Der Abend verdiente nicht bloß aufgrund des runden Geburtstages dieses Meisterwerkes aus der Feder des Walzerkönigs die Bezeichnung ,Festaufführung‘, sondern vor allem hinsichtlich der Stimmung. Selten erlebt man eine solch andächtige Freude aller Mitwirkenden am Musizieren, mit der die rund 130 Sänger und Instrumentalisten diese Operette konzertant präsentierten, um nicht zu sagen zelebrierten. Und die Ehrlichkeit dieser Freude war es, die vom ersten Moment an auf das Publikum übergriff und die rund 1.300 Besucher im Großen Saal der Wiener Hofburg in eine feierliche Stimmung versetzte, die jedem einzelnen Besucher das Gefühl vermittelte, nicht bloß Zuhörer, sondern Teilnehmer dieses Festaktes zu sein.“ (Maria Falkenhauer in „Wiener Bonbons“ 1/2009) - Rund 90 % der Mitwirkenden waren Jugendliche bzw. Nachwuchskünstler. Viele von Ihnen waren durch diese Aufführung erstmals an die klassische Wiener Musik herangeführt worden. Die Weitergabe dieser Gattung und der Freude an ihr an die nächste Generation, eines der wesentlichsten Ziele der JSG-Wien, war an diesem Abend in besonders hohem Maße gelungen.
- Mit Bernhard Heher stand ein Dirigent an der Spitze der Produktion, der interpretatorisch in einer Tradition steht, die nachweislich bis auf Johann Strauss zurückzuführen ist. Er war Schüler Franz Bauer Theussls, dessen musikalischer Mentor wiederum Anton Paulik gewesen war, der Jahrzehnte lang an der Wiener Volksoper als Dirigent tätig gewesen war und als dessen musikalisches Gewissen gegolten hatte, denn Paulik hatte die Uraufführung vieler Operetten der Silbernen Wiener Operettenzeit dirigiert und als jungen Kapellmeister noch mit Musikern zusammengearbeitet, die unter Johann Strauss gespielt hatten. Damit hatte das Klassische Operettenensemble Wien einen weiteren Dirigenten gefunden, der mit ihm die Wiedergabe der klassischen Wiener Musik in authentischer Weise zu bewerkstelligen wusste. Bernhard Heher wurde 2010 Vorstandsmitglied der JSG-Wien und ist bis heute Chefdirigent des Klassischen Operettenensembles Wien.
- Der Reinerlös des Abends schließlich wurde wohltätigen Zwecken zugeführt; ein Teil erging an das SOS-Kinderdorf Floridsdorf, ein Teil an das Integrationshaus Wien und ein weiterer Teil an eine Rieder Schule.
Noch niemals zuvor in ihrer 72jährigen Geschichte war es der Johann Strauss-Gesellschaft Wien gelungen, an einem einzigen Abend so viele ihre Ziele in die Tat umzusetzen und gleichzeitig noch wohltätig zu wirken.